Chronologie: Von Schierke 2000 zu den Bergwelten

Am Anfang stand ein PR-Coup: Olympische Spiele im Harz. Mit dieser unglaublich klingenden Idee lenkte Rüdiger Ganske anno 1996 die bundesweite Aufmerksamkeit auf den kleinen Ort Schierke am Fuß des Brockens. Für den damaligen Kurdirektor war es mehr ein Hilferuf als eine Werbebotschaft, denn die Ausweisung von 90 Prozent der Fläche der damals noch selbstständigen Gemeinde als Nationalpark hatte dem einstigen Wintersportmekka Schierke schlicht jedwede Entwicklungsmöglichkeiten genommen.

Von Schierke 2000 zu den Bergwelten

Als einer der letzten Amtshandlungen wies die letzte DDR-Regierung im Oktober 1990 den Nationalpark Hochharz aus. Anders als bei der Nationalparkentwicklung auf der niedersächsischen Seite waren die betroffenen Ortschaften nicht in die Planungen einbezogen worden. Dort hatte man die Nationalparkgrenzen um die vorhandenen Sportstätten und Ortslagen herum gelegt.

Sämtliche Sportstätten von Schierke und insgesamt 90 Prozent der Gemeindefläche lagen hingegen plötzlich im Nationalpark. Als Reaktion darauf erarbeitete man ab 1993 das Konzept Schierke 2000, das vorschlug, im Rahmen eines Flächentauschs einen Bereich am Winterberg aus dem Nationalpark herauszulösen. Damit sollte die Voraussetzung geschaffen werden, eine Seilbahn von Schierke bis zum Wurmberggipfel errichten zu können, mit deren Hilfe den Schierker Gäste der Zugang zu den dortigen Wintersportanlagen erhalten sollten. Schierke 2000 war als Modellprojekt für das integrale Zusammenwirken von Nationalpark, Verkehr, Tourismus und Wintersport angelegt. Trotz breiter Unterstützung durch den Umweltbeirat des DSV wurde der Flächentausch erst 1999 genehmigt. Mit der Anlage der Wettkampfloipe zeigten die Bemühungen um die Entwicklung des Wintersports in Schierke schließlich 2003 erste sichtbare Ergebnisse – mehr als zehn Jahre nach Projektstart.

Es dauerte weitere fünf Jahre, bis im Oktober 2008 das Loipenhaus am Winterbergsattel eröffnet werden konnte. Die ursprünglich angedachte Zufahrt vom Kaffeehorst via Häberlinsweg kam jedoch nie zustande. So konnte das Loipenhaus die ihm zugedachte Funktion als Portal für die hier startenden schneesicheren Höhenloipen bislang niemals voll ausfüllen. Mittlerweile hatte man auf Braunlager Seite auch die positive Haltung hinsichtlich einer Seilbahn von Schierke bis auf den Wurmberggipfel revidiert.

Im Januar 2009 wurde Schierke ein Ortsteil der Stadt Wernigerode. Mit Unterstützung der Stadt wurde 2010 ein Ortsentwicklungskonzept vorgelegt, das die Grundlage für die in den letzten Jahren durchgeführten Infrastrukturmaßnahmen, u .a. den Bau des Parkhauses am Winterberg, bildete. Insbesondere das Parkhaus wurde in der Erwartung gebaut, dass es am Winterberg zur vorgesehenen Entwicklung kommen würde. Diese sollte ihr Erscheinungsbild in den folgenden Jahren noch mehrfach ändern.

Zunächst legte das Architekturbüro Eisentraut 2011 eine weitere Planung für das Winterberggebiet vor. Im Juli 2014 stellte eine Autorengemeinschaft der Firmen Input, Fachgemeinschaft für Wald-Wild-Landschaftsökologie und nymoen Strategieberatung nach mehr als 1,5-jähriger Arbeit den Konzeptmasterplan Natürlich.Schierke vor. Das Konzept sah 40 Hektar neu erschlossene Skipisten, eine Gondelbahn vom Parkhaus zum Loipenhaus, eine Sesselbahn vom Parkplatz Hexenritt zum Kleinen Winterberg und diverse Freizeitattraktionen vor. Es stellte sich jedoch ziemlich rasch heraus, dass das Vorhaben in einer solch überdimensionierten Form keineswegs genehmigungsfähig sein würde. Wie bei allen vorherigen Konzeptionen blieb auch bei dieser die Frage nach möglichen Investoren offen.

Trotzdem wurden im Oktober 2014 die Straße am Winterbergtor, das Parkhaus am Winterberg sowie die Fußgängerbrücke und damit zentrale Bausteine des Ortsentwicklungskonzepts eröffnet, die den Ortskern vom fließenden und ruhenden Verkehr entlasten sollten. Für eine ordentliche Auslastung fehlten dem 12 Millionen Euro teuren Parkhaus mit seinen 715 Stellplätzen aber nach wie vor die Attraktionen. Weitere 10 Millionen Euro wendete die Stadt für den Bau der Straße und Brücke auf.

Nach einer Projekthistorie von mehr als 20 Jahren kam die entscheidende Wende im Februar 2015. Der sportbegeisterte Hildesheimer Unternehmer Gerhard Bürger war zu Gast bei einer Feier anlässlich der Übergabe einer durch ihn gesponsorten Schneekanone für die Brockenwegschanze an den Skiclub Braunlage. Gerhard Bürger war seit seiner Jugend im Harz Ski gelaufen und verbrachte die Winterwochenenden regelmäßig in seinem Braunlager Ferienhaus. Als ihihm Gerd Raffler († 2017) an diesem Abend nach einigen Schierker Feuersteinen über die langandauernden Bemühungen der Schierker berichtete, einen Anschluss an die wintersportliche Moderne zu erhalten, entschloss sich Gerhard Bürger spontan für ein Engagement am Winterberg.

Er wollte sich jedoch ein eigenes Bild vom Potenzial des Winterberggebietes machen und beauftragte die Planungsfirma Klenkhart & Partner aus Absam in Tirol, Weltmarktführer bei der ingenieurtechnischen Planung von Skigebieten, ihn bei dieser Prüfung zu unterstützen. Nach dem positiven Plazet seitens der österreichischen Planer versammelte Gerhard Bürger weitere Experten verschiedener Fachrichtungen in seinem Team und verschaffte einer Bahn von Schierke zum Winterberg insbesondere durch seine Bereitschaft zu einem erheblichen finanziellen Einsatz erstmals eine realistische Umsetzungsperspektive.

Bereits umgesetzt ist ein weiterer wichtiger Baustein der Ortsentwicklung: die Schierker Feuerstein-Arena, das historische Eisstadion am Fuß des Brockens, eröffnete im Dezember 2017. Mit einem Kostenaufwand von 8,9 Millionen Euro hatte die Stadt Wernigerode die denkmalgeschützte Sportanlage in eine moderne Eislauf- und Veranstaltungsstätte verwandelt.

Informationen zum aktuellen Stand des Umsetzungsprozesses liefert die Rubrik Aktuelles

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