Wasser friert bei Null°C – auch im Harz
In der öffentlichen Diskussion des Projekts wird auch Kritik geäußert – hier die wichtigsten Fehleinschätzungen der Kritiker und die Fakten dazu.
Irrtum 1: Beschneiung funktioniert im Harz nicht, auch wegen des Klimawandels
Die Naturgesetze gelten auch im Land der Hexen und Mythen. Wasser gefriert bei 0°C – auch im Harz. Selbst bei 100% Luftfeuchtigkeit. Dieses Phänomen machen sich Skigebiete mit ihren Beschneiungsanlagen weltweit zu Nutze. Aber auch in anderen deutschen Mittelgebirgen, deren Temperaturen im Winter grundsätzlich um ein bis zwei Grad über denen am Winterberg liegen (wie z. B. im Sauerland, siehe Info zum Thema Klima) beweisen Beschneiungsanlagen seit Jahren ihre Zuverlässigkeit bei der Sicherung des Wintersportbetriebs über einen Zeitraum von mindestens drei bis vier Monaten.
Die Gründe dafür, dass das an anderen Standorten im Harz so bislang nicht funktionierte, haben nichts mit dem Klima zu tun. Vielmehr liegt es an falscher Planung (zu geringe Kapazitäten bei der Wasserversorgung oder beim Wasserdurchsatz – es wird nicht genug Schnee in der zur Verfügung stehenden Zeit gemacht), betrieblichen Versäumnissen (es wird kein Schnee gemacht, wenn man eigentlich welchen machen könnte) oder Problemen anderer Natur (z.B. zu warmes Wasser, so dass die Beschneiung nicht schon bei -2°C starten kann). All diese Probleme werden am Winterberg nicht auftreten. Dank seiner Höhenlage sind am Winterberg aber auch die klimatischen Bedingungen besser als an den meisten anderen Standorten im Harz.
Irrtum 2: Das kann sich nicht rechnen
Die Winterberg Schierke GmbH & Co. KG ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das für den Fall einer drohenden Zahlungsunfähigkeit keinerlei staatliche Hilfen erwarten kann – im Gegensatz zu vielen öffentlich betriebenen touristischen Infrastrukturen oder Großunternehmen. Für die im Unternehmen engagierten Investoren lag es daher im ureigensten Interesse, das mit den anstehenden Investitionen verbundene Risiko sorgfältig abzuwägen. Auf Basis dieser Abwägung und der Zusage von 30 Prozent Investitionszuschuss aus Mitteln des „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ entschied man sich dafür, die Umsetzung des Projekts zu verfolgen. Die Investoren gehen dabei mit mehr als 12,0 Mio. Euro ins Risiko.
Die Finanzierung des Vorhabens ist auf 20 Jahre angelegt. Ein Zeitraum, für den selbst pessimistische Prognosen seriöser Klimaforscher noch weiterhin geeignete Temperaturen für die Beschneiung konstatieren. Sollten in der Folge durch eine Erwärmung des Klimas nicht mehr die der Wirtschaftlichkeitsberechnung zu Grunde liegenden 90 Tage Wintersportbetrieb erreicht werden können, würde dies für das Unternehmen keine wirtschaftliche Probleme bedeuten. Die weiterhin anfallenden Betriebskosten der Beschneiung wären über die resultierenden Erlöse auch weiterhin zu decken, denn Betrieb der Beschneiungsanlage bedeutet Schnee auf den Pisten und Gäste an den Kassen. Die technische Lebensdauer der Beschneiungsanlage beträgt mindestens 25 Jahre.
Irrtum 3: Profitieren tut nur ein privater Unternehmer
Tagesausflügler in ein Skigebiet geben nur etwa 1/3 ihrer Tagesausgaben für Lifttickets aus. Der Rest entfällt auf Ausgaben in der Gastronomie, beim Skiverleih, in der Skischule, im Sportgeschäft und in anderen Einzelhandelsbetrieben. Bei den Übernachtungsgästen kommen noch Ausgaben für die Unterkunft hinzu, so dass nur etwa 20 Prozent der Gesamtausgaben auf das Liftticket entfallen. Es wird davon ausgegangen, dass rund 40 Prozent der Seilbahnnutzer auf Übernachtungsgäste entfallen. Demzufolge landet nur ein gutes Drittel der durch den Betrieb der Seilbahn und ihrer Nebenangebote induzierten Bruttoumsätze in Höhe von erwarteten 10,7 Mio. Euro in den Kassen der Winterberg Schierke GmbH & Co. KG.
Der Rest fließt in die Kassen örtlicher Gastronomen, Hoteliers, Dienstleister und Einzelhändler. Darüber hinaus bezahlt die Winterberg Schierke GmbH & Co. KG aus ihren Einnahmen ihre Mitarbeiter und Zulieferer in Ort und Region. Dazu kommt: die Winterberg Schierke GmbH & Co. KG wird Steuern zahlen, die Übernachtungsgäste werden Kurtaxe entrichten und die Gäste der Seilbahn werden auch bei den durch die Stadt Wernigerode betriebenen Infrastrukturen wie dem Parkhaus und der Schierker Feuerstein Arena zu Mehrumsätzen führen.
Noch nicht berücksichtigt sind dabei indirekte Effekte durch die Ansiedlung weiterer Betriebe in Folge der Impulsinvestition in die Seilbahn. Mehrer Investoren haben Interesse bekundet, sich in Schierke zu engagieren - unter der Voraussetzung der Umsetzung der Bergwelten. Insgesamt wird davon ausgegangen, dass durch das Projekt 600 Arbeitsplätze geschaffen werden. das sollte auch dafür sorgen, die seit Jahren rückläufige Bevölkerungsentwicklung in Schierke umzudrehen.
Irrtum 4: Das Vorhaben zerstört den Nationalpark Harz
Sämtliche Baumaßnahmen, die im Zusammenhang mit der geplanten Seilbahn projektiert sind werden außerhalb des Nationalpark Harz stattfinden. Der Nationalpark ist also keinesfalls direkt betroffen.
Für die Schaffung von Seilbahntrasse, Skipisten, Speichersee, Parkplatz und sonstigen Anlagen ist am Winterberg die Rodung von 19,18 Hektar Wald erforderlich. Bei den zu rodenden Waldbeständen handelt es sich zum Großteil um Fichtenforsten von eher geringem naturschutzfachlichem Wert. Durch eine intensive naturschutzfachliche Begleitung und entsprechende Umplanungen der ursprünglichen Vorhabensflächen konnte die Rodung von Moorwaldflächen auf 1400 qm (von insgesamt 4 ha Moorwald) minimiert werden.
Die aktuellen Planungen sehen überaus sensible Maßnahmen zum Wassertransfer von der kalten Bode (Überlaufbecken) zu Wasserspeicher, Beschneiungsanlage und Grünflächen (Piste, Loipen) vor. Zudem werden Hochwasserspitzen, welche aufgrund von Starkregenereignissen im Einzugsgebiet entstehen können gedämpft und das überschüssige Wasser behutsam in den Untergrund abgegeben. Auf diese Weise wird unter anderem der Erhalt des Bergmoors langfristig gesichert.
Eine behutsame Wegeführung der Wanderpfade und entsprechende Querungshilfen der Moortraverse im Bereich der Mittelstation gewährleisten weiterhin die Wanderung von Tierarten innerhalb des Moores. Es wird dadurch außerdem dafür gesorgt, dass die Tiere sicher in den Nationalpark hinein und wieder aus diesem heraus gelangen können. Auch für fliegende Tierarten wie Waldfledermäuse und Spechte stellen Seilbahn und Pistenbetrieb keine Hindernisse dar.
Irrtum 5: Mit der Beschneiung ist massive Energieverschwendung verbunden
Für die Beschneiung sollen pro Winter rund 418.000 kWh aufgewendet werden. Ein Vergleich mit dem Energiebedarf anderer touristischer Infrastrukturen hilft, diese Zahl einzuordnen: ein 50 Betten-Hotel (drei Sterne) verbraucht pro Jahr 650.000 kWh, ein Eisstadion in sechs Monaten 1,3 Mio. kWh und ein Freizeitbad 11,5 Mio. kWh – das ist das 28-fache des Energiebedarfs der Beschneiung am Winterberg. Pro Nutzer werden am Winterberg für die Beschneiung nur 8,4 kWh aufgewendet, das macht 3,8 kg CO2 (Basis: Unternehmensmix Harz Energie), was den CO2-Emissionen eines PKW mit einem Verbrauch von 7,0 l auf einer Strecke von lediglich 23,4 km entspricht.
Wenn also Skifahrer aus Norddeutschland zukünftig statt in die Alpen in die länderübergreifende Skischaukel Harz fahren, dann sorgen allein die eingesparten Kilometer für mehr Entlastung der Atmosphäre, als an Belastung durch den Betrieb der Skischaukel hinzukommen. Wenn Gäste einen Skiurlaub im Harz statt einer Reise zu einem winterlichen Sonnenziel antreten, dann ist der Effekt noch größer. Pro Sitzplatz erzeugt ein Flug beispielsweise in die Dominikanische Republik 2,9 Tonnen CO2 - das ist das 760-fache dessen, was pro Gast am Winterberg für die Beschneiung aufgewendet wird.
Mehr informationen zum Thema Beschneiung hier.
Irrtum 6: Die Beschneiung wird für Wasserknappheit im Harz sorgen
Das für die Beschneiung aus der Kalten Bode entnommene Wasser fließt im Frühjahr nach der Schneeschmelze wieder in die Bode zurück. Es wird also nicht „verbraucht“ sondern nur vorübergehend in Form von Schnee auf dem Berg zurückgehalten – ähnlich wie das Wasser vieler Harzer Bäche in den Teichen des Harzer Wasserregals. Nur ein geringer Prozentsatz geht bei der Schneeerzeugung durch Verdunstung und Drift wirklich verloren. Wenn Kritiker des Projekts sowohl diesen Kreislauf anzweifeln als auch Hochwassergefahr sehen, dann ist das schon in sich ein Widerspruch. Faktisch ist die Hochwassergefahr gering. Die gesamte während eines Winters produzierte Schneemenge entspricht der Wassermenge, die bei einem Niederschlagsereignis von 6 Liter pro Quadratmeter im Einzugsgebiet der Bode vom Himmel kommt.
Solche und größere Mengen fallen im Harz an vielen einzelnen Tagen im Jahr, ohne dass es zu Hochwässern kommt. Die aufgebrachte technische Schneedecke würde aber selbst bei stärkstem Tauwetter nicht innerhalb eines einzigen Tages sondern über einen Zeitraum von mindestens zehn bis 14 Tagen abschmelzen, was einer täglichen Wassermenge von weniger als einem Millimeter entspricht. Hochwassergefahr kann vor dem Hintergrund dieser geringen Werte ausgeschlossen werden.
Der tatsächliche Wasserverbrauch ist marginal und auch die Menge des vorübergehend genutzten Wassers ist gering. Vor allem, wenn man sie zum Wasserangebot am Winterberg in Beziehung setzt. Pro Jahr fallen im Winterberggebiet rund 1.500 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter (Schierke 1.275 Liter, Brocken 1.814 Liter; Quelle: DWD). Für die Grundbeschneiung werden nur 13 Prozent des Wassers eingesetzt, das auf der Fläche der technisch beschneiten Pisten selbst als Regen, Graupel oder Schnee vom Himmel kommt. Insgesamt fällt im Einzugsgebiet der Kalten Bode (an der Entnahmestelle ca. 19 km²) jährlich fast die 400-fache Menge dessen an Niederschlag, was für die Beschneiung an Wasser temporär genutzt wird.
Mehr informationen zum Thema Beschneiung hier.
Irrtum 7: Was dort betrieben wird, ist Gigantismus
Das Vorhaben umfasst eine 8er-Gondelbahn mit einer Förderleistung von 2.800 Pers./Std., neue Pisten sowie eine Beschneiungsanlage für 12,4 Hektar Fläche. Das Investitionsvolumen der Winterberg Schierke GmbH & Co. KG beträgt 18,0 Mio. Euro netto, die Stadt Wernigerode investiert 10,0 Mio. Euro brutto. Es handelt sich um die erste nennenswerte Ausbaumaßnahme im Bereich der alpinen Skigebiete in Sachsen-Anhalt seit mehr als 30 Jahren. Seit der Blüte des Wintersports in den 1930er Jahren sind verschiedene Skipisten im Ostharz aufgegeben worden, darunter sämtliche Abfahrten rund um Schierke (Abfahrt vom Kleinen Winterberg, Slalomhang am Großen Winterberg, Abfahrt vom Brocken, Feuerstein-Skiwiesen, Bobbahn und Rodelbahn). Die rund sechs Hektar umfassende Skipiste bei Drei Annen Hohne wurde erst im Zuge der Schaffung des Nationalparks aufgegeben.
Im niedersächsischen Teil des Harzes wurden in den letzten 20 Jahren rund 25 Mio. Euro in die Infrastruktur der alpinen Skigebiete investiert, vorwiegend am Wurmberg sowie am Bocksberg in Hahnenklee. Im selben Zeitraum wurden im Sauerland (einschließlich der Projekte im Sommer 2018) rund 140 Mio. Euro in den Ausbau der alpinen Skigebiete investiert - fast das Sechsfache. Die begleitenden Investitionen in den Bereichen Beherbergung und Gastronomie beliefen sich im Sauerland zudem zusätzlich auf einen dreistelligen Millionenbetrag. Die Kennziffern in der folgenden Tabelle belegen, dass der Harz auch nach Realisierung des Vorhabens am Winterberg im Vergleich mit dem Angebot im Sauerland nicht als gigantisch zu bezeichnen ist.
Kennziffer |
Harz |
Sauerland |
Beschneite Pistenfläche mit Projekt Winterberg |
ca. 36,5 ha |
ca. 142,3 ha |
Investitionen alpine Skigebiete 1999-2018 |
ca. 25 Mio. € | ca. 140,0 Mio. € |
inklusive Winterberg |
ca. 51 Mio. € |
|
Kapazität Liftanlagen in vertikalen Transportmetern |
12,5 Mio. VTM |
|
Ausbau der Transportkapazität seit 1999 (inkl. Winterbergprojekt) |
+80% |
+43% |
Die Skischaukel Winterberg-Wurmberg wird durch das Vorhaben auf sachsen-anhaltinischer Seite zwar in die Topriege der Skigebiete der deutschen Mittelgebirge aufsteigen, aber weder das Volumen des Vorhabens an sich noch das im Ergebnis geschaffene Angebot (siehe Tabelle unten) sind im Vergleich mit den Aktivitäten der Wettbewerber in den deutschen Mittelgebirgen gigantisch
Skigebiet |
Liftkapazität |
Beschneiung |
Pistenlänge total |
Skiliftkarussell Winterberg (NRW) |
3,82 Mio. VTM |
45,4 ha |
24,0 km |
Feldberg (Baden-Württemberg) |
3,74 Mio. VTM |
95,0 ha (Plan) |
27,0 km |
Willingen (Hessen) |
2,36 Mio. VTM |
39,2 ha |
15,0 km |
Oberwiesenthal (Sachsen) |
2,26 Mio. VTM |
ca. 30,0 ha |
16,0 km |
Winterberg-Wurmberg |
1,69 Mio. VTM |
28,7 ha |
16,0 km |
Arber (Bayern) |
1,58 Mio. VTM |
20,0 ha |
10,7 km |
Irrtum 8: Man könnte die Seilbahn auch ohne Skipiste bauen
Gegner des Projekts stoßen sich zum Teil mehr an der geplanten Skipiste und dem damit verbundenen Wintersportbetrieb, als an der eigentlichen Seilbahn. Wenn diese ins Feld führen, dass man die Seilbahn doch auch ohne Skipiste realisieren könnte, dann zeigt das leider nur, wie wenig diese Kritiker von der Materie verstehen.
Wichtigste Grundlage für die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens und damit Voraussetzung für das Engagement privater Investoren und die Perspektive, überhaupt eine Seilbahn auf den Winterberg zu erhalten, sind die Einnahmen aus dem Verkauf von Skipässen an alpine Schneesportler. Zwar werden weniger Alpinsportler als sonstige Gäste erwartet, aber die Ausgaben pro Schneesporticket sind wesentlich höher, als die Kosten einer Berg- und Talfahrt. Zum Vergleich: Am Wurmberg kostet die Tageskarte 32 Euro, die Berg- und Talfahrt 13 Euro.
Außerdem halten sich Schneesportler länger am Berg auf (ca. fünf Stunden) und tätigen in dieser Zeit mehr Nebenumsätze (Gastronomie, Verleih, Skischule) als das bei Ausflüglern der Fall ist. Häufiger ist das Wintersportangebot zudem Anlass für eine Reise mit Übernachtung(en). Von diesen profitiert der Ort Schierke mehr, als von reinen Tagesausflüglern. Und nicht zuletzt ist die für Schierke erreichbare Alleinstellung mit der Skischaukel Winterberg-Wurmberg wesentlich größer. Während die Seilbahn allein nur eine unter vielen im Harz wäre, ist das Skigebiet das mit Abstand größte und schneereichste in ganz Norddeutschland.
Irrtum 9: Es würde mehr bringen, auf sanften Tourismus zu setzen
Wenn man es recht bedenkt, setzt der Harz seit rund 30 Jahren auf sanften Tourismus. Zwei Nationalparks wurden gegründet, zu einem zusammengelegt, mit attraktiven Informations- und Umweltbildungsangeboten ausgestattet, die Infrastruktur für Wanderer und Cross Country Mountainbiker wurde optimiert, Loipenhäuser für Langläufer entstanden. Das Ergebnis: Während im Ostharz dank des Ausbaus der Beherbergungsinfrastruktur steigende Übernachtungszahlen verbucht werden konnten, verlor der niedersächsische Harz zwischen 1991 und 2010 gut 2,3 Mio. Übernachtungen allein in den meldepflichtigen Beherbergungsbetrieben. Mit den Touristen schwanden auch die Einwohner: Braunlage verlor von 2000 bis 2010 ein Sechstel seiner Bevölkerung, weil Jobs im Tourismus verloren gingen. Weil kein Geld mehr da war, verkamen auch die Ortsbilder – das schreckte noch mehr Touristen ab, ob sanfte oder sonstige.
Schierke verlor seit 1950, als hier zuletzt DDR-Meisterschaften im Skispringen und Bobsport stattfanden, fast zwei Drittel seiner Einwohner. Den 1.500 Einwohnern der Nachkriegsjahre standen 2009 noch 646 Einwohner und 2017 noch 570 Einwohner gegenüber. Das hat kaum etwas mit der Grenzlage zu tun, denn 1990, also kurz vor der Wiedervereinigung bzw. zum Zeitpunkt der Ausweisung des Nationalparks, hatte Schierke immerhin noch 1.100 Einwohner. Angesichts der Alterstruktur der Bevölkerung droht die Einwohnerzahl Schierkes für den Fall, dass keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden, weiter zu sinken.
Braunlage liefert eine Blaupause dafür, was zukunftsorientierte Infrastruktur bewegen kann. Schon in Erwartung des 2013 durchgeführten Ausbauvorhabens am Wurmberg (Bau einer neuen Sesselbahn und neuer Skipisten sowie einer Beschneiungsanlage) machten sich die Braunlager Tourismusbetriebe daran, ihren eigenen Investitionsstau zu beheben. Inzwischen sind Leerstände und bauliche Schandflecke weitgehend aus dem Braunlager Ortsbild verschwunden, Häuser und Grundstücke sind wieder zu ordentlichen Preisen handelbar und die Nachfrage hat auch wieder deutlich angezogen. Um fast 12 Prozent legten die Übernachtungen im Westharz von 2010 bis 2016 zu. Auch die Einwohnerzahl legt in der Braunlager Kernstadt wieder zu.
Der Natur hat man im Harz im Gegensatz zu den Menschen nicht zuletzt durch die Einrichtung der Nationalparks in den letzten Jahrzehnten zunehmend Raum zur Entfaltung verschafft. Allein 24.700 Hektar sind Nationalpark, dazu kommen weitere Naturschutzgebiete, FFH-Gebiete und Landschaftsschutzgebiete. Das Gebiet am Winterberg umfasst ca. 40 Hektar. Auf weniger als 1/1.000 der Fläche der ausgewiesenen Schutzgebiete für Natur und Landschaft wertschöpfungsintensive touristische Infrastruktur zu schaffen, lässt noch alle Möglichkeiten, auf den übrigen 99,9% auf sanften Tourismus zu setzen.